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05.11.2025

MikroSystemTechnik Kongress 2025

Rund 500 Teilnehmende aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft kamen Ende Oktober 2025 zum 11. MikroSystemTechnik-Kongress zusammen. Unter dem Motto „Wandel durch Fortschritt“ diskutierten sie aktuelle Entwicklungen und Zukunftsperspektiven der Mikroelektronik und Mikrosystemtechnik. Die Tagungsleitung lag bei Prof. Dr. Anton Grabmaier (Fraunhofer IMS und Universität Duisburg-Essen) sowie Prof. Dr.-Ing. Martin Hoffmann (Ruhr-Universität Bochum). Unterstützt wurden sie durch Co-Chair Dr. Attila Michael Bilgic, Vorstandssprecher der KROHNE-Gruppe. Im Anschluss finden Sie eine Berichterstattung von Prof. Martin Hoffmann.

Rückblick Kongress 2025

Flashback: Die Kongress-Highlights im Video
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  • Impulse zur Rolle der Mikroelektronik in globalen Lieferketten
  • Diskussionen zur Umsetzung von Forschung in marktfähige Produkte
  • Initiativen wie Chip-Design Germany und skills4chips zur Stärkung von Fachkräften
  • Wettbewerbe INVENT a CHIP für Schülerinnen und Schüler und COSIMA Wettbewerb für Studierende

Der Kongress bietet eine Plattform für Austausch und Inspiration – von jungen Talenten bis zu erfahrenen Expertinnen und Experten. Die Botschaft: Mikroelektronik ist Schlüssel für den technologischen Wandel.

Chairmen Prof. Dr. Martin Hoffmann, RUB und Prof. Dr. Anton Grabmaier, Fraunhofer IMS

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Die Metropole Ruhr – geprägt vom stetigen Wandel 

Die gastgebende Metropole Ruhr mit ihren rund fünf Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern ist vom beständigen Wandel geprägt: Aus einer ländlich geprägten Agrarregion entwickelte sie sich zur Kohle- und Stahlhochburg und ist heute ein bedeutender Dienstleistungs- und Hightech-Standort. Technologischer Fortschritt war dabei stets der Motor dieser Transformation; „alte“ Technologien wurden durch neue abgelöst, Persönlichkeiten aus Industrie und Wirtschaft – Menschen - setzten immer wieder neue Impulse. Mit der ersten großen Kohlekrise Ende der 1950er Jahre hielt die Wissenschaft durch die Gründung der Universitäten in Duisburg und Essen (UDE), Bochum (RUB) und Dortmund in der Region Einzug, begleitet von weiteren Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen.

Die Abendveranstaltung bot den Gästen eine eindrucksvolle Reise in die industrielle Vergangenheit der Region: In der Gebläsehalle des ehemaligen Thyssen-Hochofenwerks im heutigen Landschaftspark Nord wurden die intensiven Gespräche zwischen den Maschinen aus einer anderen Zeit fortgesetzt. Den kontinuierlichen Wandel, der die Region prägt, betonte auch der Duisburger Oberbürgermeister Sören Link in seinem Grußwort.

Gebläsehalle im Landschaftspark Duisburg

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Voranschreitende Elektrifizierung der Gesellschaft steht dem Verlust sicherer Basisindustrien gegenüber 

Der Kongress fällt in eine Zeit, in der die breite „Elektrifizierung der Gesellschaft“ so schnell und intensiv wie noch nie voranschreitet, in der aber die damit einhergehenden Herausforderungen umso deutlicher werden.

Allgemeine Digitalisierung und das Aufkommen Künstlicher Intelligenz, autonome und elektrische Mobilität sowie die Energiewende bewegen die Gesellschaft und fordern Politik und Industrie heraus. Zugleich geraten viele, lange als verlässlich geltende Gewissheiten, ins Wanken, die noch vor wenigen Jahren als sichere Grundlage galten.

Die zunehmende Abhängigkeit von Mikroelektronik- und Mikrosystemtechnik-Komponenten in allen Wirtschaftsbereichen trifft auf unsichere, sich schnell wandelnde Lieferketten und erfordert neue Antworten. Gleichzeitig ist aber vielen Menschen nicht bewusst, in welchem Ausmaß Mikroelektronik und Mikrosystemtechnik Entwicklungen in Wirtschaft und Gesellschaft ermöglichen und prägen.

Im Chat: Prof. Anton Grabmaier, Fraunhofer IMS;
Alf Henryk Wulf, VDE; Matthias Hauer, BMFTR;
Dr. Martin Hieber, VDE

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Mikroelektronik - eine der Schlüsseltechnologien der Hightech-Agenda der Bundesregierung 

Diese zum Teil gegensätzlichen Entwicklungen wurden in verschiedenen Übersichtsvorträgen aus Industrie und Politik adressiert, denn sie bilden das Umfeld, in dem sich die Branche bewegt. Nicht zuletzt deshalb gehört die Mikroelektronik zu den Schlüsseltechnologien der Hightech-Agenda der Bundesregierung, die parallel zum Kongress Ende Oktober in Berlin vorgestellt wurde. Zwischen „Künstlicher Intelligenz“, die neue Anforderungen an die Mikroelektronik stellt, und „Quantentechnologie“ bestehen enge Vernetzungen zu zwei weiteren der sechs Schlüsseltechnologien, wie mehrfach herausgestellt wurde.

Sowohl Matthias Hauer, Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR), als auch Mona Neubaur, Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie und stellvertretende Ministerpräsidentin des Landes Nordrhein-Westfalen, die sich per Videobotschaft an die Teilnehmenden wandte, unterstrichen die strategische Bedeutung von Mikroelektronik und Mikrosystemtechnik für die Zukunftsfähigkeit Deutschlands und Europas.

Auch Dr. Roland Krüppel, stellvertretender Referatsleiter „Mikroelektronik, Supercomputing, Robotik“ im BMFTR, betonte den hohen Stellenwert dieser Technologien in der politischen Agenda und ihre Bedeutung für technologische Souveränität, wirtschaftliche Stärke und gesellschaftlichen Fortschritt.

From Lab to Fab

Ein zentrales Thema ist die rasche Umsetzung von Forschungsergebnissen in marktfähige Produkte, kurz: „From Lab to Fab“. Hier ist insbesondere die Wissenschaft gefordert, unter anderen gemeinsam mit der Forschungsfabrik Mikroelektronik Deutschland, als Brücke zwischen Forschung und Industrie effiziente Wege für Technologie- und Wissenstransfer zu gestalten. Neben Technologie-Kompetenz, die sich auch in den „Forschungslaboren Mikroelektronik“ (ForLab) bündelt, wurde der wachsende Bedarf an Entwurfs- und Design-Kompetenz für die Mikroelektronik hervorgehoben. Mit Initiativen wie „Chip-Design Germany“ soll die Ausbildung in diesem Bereich gezielt ausgebaut und der Industrie ein leistungsfähiges Angebot an Fachkräften und Entwicklungsressourcen bereitgestellt werden.

Fachkräfte-Nachwuchs als integraler Bestandteil der Strategie

In allen Übersichtsvorträgen spielte der Bedarf an Fachkräften – Menschen mit Ideen – eine zentrale Rolle. So hat das BMFTR der Fachkräfte-Gewinnung breiten Raum in der Mikroelektronik-Strategie eingeräumt und verschiedene Vorhaben gestartet, die explizit dieses Thema und die Vernetzung der dafür wichtigen Akteurinnen und Akteure vorantreiben, z.B. die Initiative „skills4chips“. 

Der demografische Wandel und die seit Jahren sinkenden Studierendenzahlen im Umfeld der Mikrosystemtechnik und Mikroelektronik treffen auf einen hohen Bedarf an Ingenieurinnen und Ingenieuren, die zum einen die ausscheidende Babyboomer-Generation ersetzen und zum anderen den Wandel der Themen in Wirtschaft und Wissenschaft vorantreibent. Veranstaltungen für den Ingenieur-Nachwuchs sind deshalb Teil des Kongresses.

COSIMA Wettbewerb 2025: Gewinnerteam EPIONE

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INVENT a CHIP und COSIMA Wettbewerb

Beim MikroSystemTechnik Kongress werden traditionell die zehn Gewinnerinnen und Gewinner des Schülerwettbewerbs INVENT a CHIP ausgezeichnet, in diesem Jahr durch den Präsidenten des VDE, Henryk Wulf, und den Parlamentarischen Staatssekretär Matthias Hauer. Positiv stimmt, dass in diesem Jahr mehr als 1.100 Schülerinnen und Schüler am Wettbewerb teilgenommen haben, rund zehn Prozent mehr als im Vorjahr.

Die Teams des 15. COSIMA-Wettbewerbs („Competition of Students in Microsystems Applications“), einem bundesweiten Studierendenwettbewerb des VDE, stellten ihr Projektergebnis in Form eines funktionsfähigen Prototyps vor. Ziel von COSIMA ist es, kreative Ideen für Anwendungen der Mikrosystemtechnik zu fördern und deren prototypische Umsetzung zu unterstützen. Acht Teams hatten seit Jahresbeginn innovative Konzepte entwickelt, funktionale Demonstratoren aufgebaut und diese der Jury vorgestellt. Die drei besten Projekte wurden am Mittwoch feierlich ausgezeichnet.

Leider war es der letzte Wettbewerb für Evie Al Haschemi, die von Anbeginn an im VDE-Projektbüro COSIMA als Projektleiterin begleitet hat. Sie wurde von ihren Teams und der Jury gebührend verabschiedet.

Erstmals fand am Mittwoch parallel zum Kongress „Elektrotechnik Entdecken – Ein Tag in der Hightech-Wissenschaft“ für Schülerinnen und Schüler der Oberstufen statt. Bereits am Vormittag nutzten die Teilnehmenden die Gelegenheit, Fachvorträge aus erster Hand zu erleben.
Dr. Markus Ulm gab Einblicke in aktuelle Entwicklungen der Mikrosensorik, während Dr. Tim Gutheit über moderne Leistungselektronik informierte. Anschließend sammelten sie erste Erfahrungen im Schülerlabor der UDE.

VDE Young Net Lounge sponsored by BOSCH

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Junges Forum des VDE und Young Net Lounge sponsored by BOSCH

Das Junge Forum des VDE ermöglichte bereits ab Montagmorgen Studierenden Einblicke in die Arbeitswelt bei der Firma KROHNE und beim Fraunhofer IMS in Duisburg. Während des Kongresses bot die „VDE Young Net Lounge sponsored by BOSCH“ Gelegenheit zum Austausch und zu weiteren Informationen rund um den Berufseinstieg.

Dr. Tim Gutheit wird mit dem GMM Award geehrt

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Fachliche Schlaglichter aus den Übersichtsvorträgen

Prof. Dr. Müller-Groeling, Vorstand der Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung e. V., hob die Bedeutung wissenschaftlicher Forschungsinfrastrukturen am Beispiel der Fraunhofer-Institute hervor. Sie spielen für die Umsetzung von „From Lab to Fab“ eine zentrale Rolle, erfordern jedoch kontinuierliche Aufmerksamkeit, um sie im Betrieb zu halten und permanent an die technische Entwicklung anzupassen. Sie sind, wie die universitären Forschungsinfrastrukturen, ein wichtiger Teil der Innovationskette.

Dr. Markus Ulm stellte in seinem Beitrag „Mikrosystemtechnik: Erfolgsgeschichte und Innovationsmotor für die Zukunft“ die neuesten Trends, Bauformen und Anwendungen von MEMS der Firma Bosch vor. Besonders eindrucksvoll zeigte er, wie stark die Miniaturisierung in diesem Bereich vorangeschritten ist: Moderne Sensoren sind inzwischen so klein, dass sie beispielsweise in smarten Ringen integriert werden können.

Dr. Tim Gutheit, der im Anschluss für seine Verdienste, u. a. für den MikroSystemTechnik Kongress, mit dem GMM Award ausgezeichnet wurde, widmete seinen Vortrag dem Thema „Intelligente Leistungselektronik“. Er machte deutlich, dass leistungsfähige elektronische Systeme heute essenziell für moderne Rechen- und Datenzentren sind und mit ihrer hohen Effizienz wesentlich zur Begrenzung des wachsenden Energiebedarfs beitragen.

Zukunftsausblick: Mikroelektronik und Mikrosystemtechnik müssen sichtbarer werden

In einer bewegten Zeit, die Gesellschaft, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft vor große Herausforderungen stellt und ihnen viel Flexibilität abverlangt, bildete der MikroSystemTechnik Kongress eine wichtige Plattform für den übergreifenden Austausch zwischen den Akteuren und über alle Generationen hinweg, von Schülerinnen und Schülern über Studierende bis hin zu etablierten Fachvertreterinnen und -vertretern. Es wurde deutlich, dass die Mikroelektronik und Mikrosystemtechnik sichtbarer werden müssen, um ihren Beitrag zum gesellschaftlichen Fortschritt aufzuzeigen – gerade auch für junge Menschen, die vor der Berufsentscheidung stehen.

MikroSystemTechnik Kongress 2025 Impressionen

Impressionen COSIMA 2025